Egal, was ich noch schreiben werde: Wir haben ganz tolle Kinder. Wir lieben sie sehr. Auf dem Bild ist gut zu erkennen, dass sie überdies auch ganz lieb zueinander sind.
Norwegen ist ein Sehnsuchtsort. Ich habe mal etwas über das Thema Sehnsuchtsorte gelesen und stimme vollkommen zu – obwohl ich noch nie da war. Auch ich sehne mich schon sehr lange nach Norwegen.
Dieses Jahr wollten wir darum endlich mal dorthin. Anfang Januar wurde ich schon ganz kribbelig vor Vorfreude. Die anderen hatten jetzt auch immer mehr Lust auf Norwegen.
Wir würden morgens mit Blick auf den Fjord frühstücken, lange Wanderungen machen und abends mit Blick auf den Fjord selbstgeangelten Fisch essen. Sollte es tatsächlich mal regnen, blieben wir einfach in unserer gemütlichen Hütte und würden einträchtig siedlern.
Und wir hätten endlich Unmengen von dieser vielbeschworenen, wertvollen Zeit für uns als Familie.
Dann kam der Lockdown und wir waren immer zusammen, jeden Tag, von morgens bis abends und davor, danach und dazwischen auch noch. Es waren keine Ferien und es fühlte sich auch überhaupt nicht so an.
Manchmal gingen wir spazieren. Die Kinder beschäftigten sich auf die übliche Weise. Wir versuchten, ihnen in großem Abstand zu folgen. Eigentlich war alles wie immer.
Aber irgendwie war es auch anders. Egal, was wir taten und wo wir hingingen, wir waren immer zu viert. Und wir fanden das nicht schön. Dann dämmerte uns: wir hatten uns einen waschechten Familienkoller eingefangen.
Und ganz zaghaft begannen wir uns zu fragen, ob der Besuch Norwegens, dem Land der Abgeschiedenheit und Ruhe, diesem unangetasteten, unschuldigen Sehnsuchtsort, wirklich die richtige Entscheidung für Leute mit Familienkoller sein würde.
Die Isolation zog sich so hin, vieles blieb liegen. Auch unsere Fähre nach Norwegen hatte ihren Betrieb eingestellt. Hoffnung keimte auf. Könnte es sein, dass der Urlaub vielleicht einfach ausfiel? Alle um uns herum stornierten, keiner buchte. Das wäre doch eigentlich auch für uns ganz prima. Die Lösung lag nämlich gar nicht darin, weit weg zu fahren, sondern das zu tun, wonach man wirklich Sehnsucht hatte. Das war gar kein Ort, das waren Menschen!
Im Umgang mit Menschen sollten wir laut Coronaauflagen äußerst zurückhaltend sein. Könnten wir dennoch eins, zwei, drei, vier Wiedersehen mit den bei uns besonders beliebten Menschen fertigbringen, bestünden ausgezeichnete Heilungschancen für unseren Familienkoller.
Vielleicht auch fünf oder sechs.
Während die Ferien näher rückten, die Fähre wieder fuhr und wir noch hofften, hierbleiben zu können und trotzdem kostengünstig aus der Sache rauszukommen, hatten die Norweger längst entschieden, dass wir gar nicht einreisen durften.
Und so kamen sehr entspannt die Ferien und mit ihnen: der Harz! Unterschätzt und umfahren. Da wollten wir hin, denn in Wirklichkeit ist das Gute so nah. Wir trafen dort außerdem unsere Freundinnen Doris und Pita, die ganz nebenbei das Familiengefüge aufbrachen.
Mehrere Blicke auf die Wetterapp bestätigten uns, dass alles genau richtig gekommen war. In Norwegen waren 13 Grad bei Dauerregen. Im Harz immerhin 18.
Im nächsten Jahr fahren wir wieder nach Norwegen. Das selbstverständlich ein Sehnsuchtsort bleibt. Vorausgesetzt, die echte Sehnsucht ist gestillt.
Randnotiz: Wie Durst. Durst muss auch gestillt werden. Bei Ausflügen dürfen Wasserflaschen deshalb niemals fehlen. Die meisten Eltern wissen das.
Auch unsere Kinder haben Wasserflaschen. Feline benutzt eine kleine und Hugo eine große.
Wir tragen sie im Rucksack bis zum Anschlag gefüllt mit uns herum, wenn es kühl ist und garantiert keiner etwas trinken will. Wir vergessen sie hingegen meistens, wenn es warm ist und die Kinder auf jeden Fall Durst bekommen. Manchmal natürlich nur aus Prinzip, weil wir sie nicht dabei haben. Womit wir wieder bei den Menschen wären, die wir in Coronazeiten plötzlich ganz dringend wiedersehen müssen.
Die beiden Wasserflaschen sind vom Leben gezeichnet, was sie zum Malen deutlich attraktiver macht.